Schweizer Birnbaum

Wenn man die damaligen Kataloge der deutschen Rechenschieber-Hersteller anschaut, fällt auf, dass sie gerne betonten, nicht simplen Bimbaum, sondern «Schweizer Birnbaum» zu verwenden (das war offenbar ein Qualitätsmerkmal). Als Schweizer hat mich natürlich der Hintergrund interessiert, konnte ich mir doch keinen rechten Reim darauf machen, worin der Unterschied zwischen schweizerischer Birne und z.B. deutscher Birne liegen könnte.

Nun bin ich aber in einem neuen Katalog der Fa. Manufactum (die übrigens heute noch Rechenschieber anbietet!) auf die Aussage gestossen, dass «Schweizer Bimbaum» eine Bezeichnung für Elsbeerbaum sei.

P. Guggenbühl dagegen behauptet in seinem Werk «Nutzhölzer», «Schweizer Bimbaum» sei Holz von Mostbirnbäumen, also Bimbäumen, die botanisch die Nahtstelle zwischen Wildbirnen und Edelformen darstellen.

In der Norm DIN 4076 «Benennungen und Kurzzeichen auf dem Holzgebiet, Holzarten», Teil 1, 1 985, steht, dass «Schweizer Bimbaum» einfach eine andere handelsübliche Bezeichnung für Bimbaum Pirus communis L. sei.

Damit habe ich drei Erläuterungen für «Schweizer Bimbaum», die sich widersprechen, nämlich Elsbeere, Mostbirne und gewöhnliche Birne, wobei sich die zwei letzteren vielleicht nicht unbedingt ausschliessen müssen.

Mein «Holz-Lexikon» (ein äusserst umfassendes und zuverlässiges Werk) bestätigt zwar, dass Elsbeerholz dem Birnbaumholz ähnlich sieht, auch ähnliche Eigenschaften aufweist und gerne für Zeichengeräte verwendet wird, aber den Begriff «Schweizer Bimbaum» kennt es nicht.

Für jene, die es ganz genau wissen wollen: Elsbeere heisst botanisch Sorbus torminahs und ist, wie der botanisch Pirus benannte Bimbaum, ein Rosengewächs (Rosacea). Die beiden sind also Verwandte.

Frage: Kennt jemand des Rätsels Lösung oder verfügt über weitere Informationen?

 27. November 1999

HEINZ JOSS, DIPL. ARCHITEKT ETHISIA