Die Höhen-Rechenschieber MHR1 und HR2

Höhenrechenschieber von „gwr“

Henning Pohlmann, Schortens

1. Höhenrechenschieber MHR 1

Kurzbeschreibung

(MHR = Marinehöhenrechenschieber oder Handhöhenrechenschieber [für Manuell]) Die Metallhülse des MHR ist innen mit grünem Filz ausgekleidet und hat folgende Maße: Länge 29cm, Durchmesser 7,2cm, Gesamtgewicht 930 g. Auf dem Deckel ist ein Schild mit folgendem Text angenietet: MHR 1. Höhenrechenschieber b soweit vordrehen, bis Handhabung wieder zuverlässig. Schraube 0 wieder festziehen. Keine anderen Reparaturen vornehmen.

Auf der Bodenplatte des MHR list folgender Text eingraviert:

Höhenrechenschieber MHR 1 gwr

Werk-Nr. 86607

Der MHR 1 besteht aus zwei Metallwalzen, die sich in einem Tubus gegeneinander verdrehen und verschieben lassen. Auf der äußeren Walze befindet sich eine Gebrauchsanweisung und eine spiralförmige Doppelskala mit Angaben in Grad und Minuten. Auch die innere Walze verfügt über eine spiralförmig angeordnete Skala und am oberen Ende über eine Feststellschraube, mit der sich beide Walzen gegeneinander arretieren lassen.

Der Tubus, in dem sich beide Walzen befinden, verfügt oben und in der Mitte über rote Einstellmarkierungen auf Plexiglas.

Unten ist der Tubus vollständig mit einer Plexiglasumhüllung versehen, auf der sich folgende Eintragungen befinden:

Eine schematische Darstellung des Rechengangs, ein aufgerauhtes Feld, um folgende Werte mit Bleistift darauf einzutragen: ?, t, ?, b, x, y, Az ein weiteres Feld mit der Bedeutung der Bezeichnungen: ? = Deklination, t = Stundenwinkel Ost oder West, ?= Breite, b = 90 – ?, Az = Azimuth, das stets kleiner 90 abzulesen ist sowie ein Feld mit Vorzeichen und Quadrantenregeln.

2. Höhenrechenschieber HR 2

20Kurzbeschreibung

Der HR 2 ist ein Tischgerät, das auf einer Grundplatte aus Metall montiert ist und zum Transport durch eine Metalihaube mit Traggriff aus Gewebeband verschlossen werden kann. Im Transportzustand hat der HR 2 ein Gewicht von 5,9 kg, ist 42 cm lang, 17 cm breit und 18,5 cm hoch. Es handelt sich nur um eine größere Version des MHR 1, die wegen der größeren Walzen eine feinere Skalenteilung und damit eine genauere Ablesung und Berechnung der Gestirnshöhen zuließ. Die innere Walze hat einen Durchmesser von ca. 8,5 cm, die äußere von ca. 10 cm. Beide Walzen lassen sich in einem Tubus, der im vorderen Viertel über dessen gesamte Länge ein Sichtfenster aus Plexiglas hat, gegeneinander verdrehen und auseinanderziehen.

Die Arretierung der beiden Walzen gegeneinander erfolgt durch einen Hebel, der am linken Ende der inneren Walze herausragt. An der Vorderfront des HR 2 ist eine Umwandlungstafel für Gradmaß in Zeitmaß und umgekehrt angebracht

Am HR 2 ist kein Hinweis auf den Hersteller angebracht. Die Abkürzung „gwr“ auf beiden Rechenschiebern könnte sich aber auf den Hersteller beziehen.

Beide Höhenrechenschieber sind während des 2. Weltkrieges speziell für U-Boote entwickelt und hergestellt worden, um die Berechnung von Gestirnshöhen unter den besonders erschwerten Bedingungen an Bord zu erleichtern.

Abbildung oben: MHR 1
Abbildung unten: HR 2

Aus einer Bemerkung auf dem HR 2 ist zu entnehmen, daß es ein Berechnungsheft für beide Rechenschieber gegeben hat, die jedoch nicht erhalten geblieben sind. Dieses Berech­nungsheft könnte auch eine erweiterte Gebrauchsanweisung enthalten haben. Mit Hilfe der Höhenrechenschieber waren asfronomische Standortberechnungen ohne zusätzliche Tafeln (z.B. ABC-Tafeln beim Semiversus-Venfahren) möglich, ausgenommen das Nautische Jahrbuch (Ephemeriden). Weiterhin waren natürlich ein Winkelmeßinstrument (Sextant) und ein Chronometer erforderlich.

Die Verwendung dieser Rechenschieber an Bord von U-Booten in der Zeit zwischen ca. 1939 und 1945 ist durch Befragung eines U-Bootoffiziers bestätigt worden.

Beide Rechenschieber wurden nach dem Krieg in der Bundesmarine nicht mehr benutzt.

Ein weiterer Navigationrechner ist während des 2. Weltkrieges von der Firma Zeiss entwickelt und in der Kriegsmarine verwendet worden.

Dieses Gerät bestand aus einer von unten beleuchteten Glasplatte, in die mit hoher Präzision ein Koordinatensystem eingeätzt war.

Mittels einer Lupe, die an einem Storchenschnabel befestigt war, konnten Ablesungen vor­genommen werden. Auch dieser Rechner ist nach dem 2. Weltkrieg in der Bundesmarine nicht mehr verwendet worden, in der Lehrmittelsammlung für Navigation der Marineschule Mürwik waren aber einige Exemplare bis zu ihrer Entsorgung Anfang der 7Oer Jahre noch vorhanden.

Die hier beschriebenen MHR 1 und HR 2 befanden sich bis ca. 1973 ebenfalls im Bestand der Navigations-Lehrmittelsammlung der Marineoffizierschule in Flensburg-Mürwik und wurden in dieser Zeit zwecks Entsorgung ausgesondert.

Sie waren bereits mit umfangreichem anderen Material für den Abtransport zur Mülldeponie bereitgestellt und konnten mehr durch Zufall zurückgehalten und so für die Nachwelt bewahrt werden.

Es ist beabsichtigt, beide Rechenschieber später an dos Marinemuseum in Wilhelmshaven abzugeben.

Henning Pohlmann Soestestrasse 12 c 26419 Schortens Tel 04461 831 21