Ausstellung „Rechenschieber und Alkohol“ im Arithmeum in Bonn

Collage zur Eröffnung von "Rechenschieber und Alkohol" im Arithmeum

Am 15. Oktober 2022 wurde im Arithmeum in Bonn die Sonderausstellung Rechenschieber und Alkohol eröffnet.

Anlässlich dieser Eröffnung rief das Arithmeum einen Tag der offenen Tür aus, begleitet durch eine Eröffnungsfeier und eine Demonstration der Mess- und Rechen-Arbeit eines Exciseman (ein Steueraufseher) im späten 18. Jahrhundert in England.

Die Eröffnung der Ausstellung begann mit einer  Einführung in die Entwicklung und Geschichte des Rechenschiebers  durch die Direktorin des Arithmeums. Eine wesentliche Anwendung der Rechenschieber, und auch eine treibende Kraft für deren Weiterentwicklung, war die einfachere Berechnung des Volumens von Schnaps- und Weinfässern durch die Steueraufseher, auch um den korrekten Steuerbetrag festsetzen zu können. Die Veranstaltung wurde musikalisch durch zum Thema passende Lieder über die Arbeit des Steuerbeamten in England begleitet, mit Bezug auf den wohl berühmtesten Träger dieses Amtes, den schottischen Nationaldichter Robert Burns. Diesem wird nachgesagt, dass er viele seiner Gedichte auf dem Rücken seines Pferdes beim Ritt von einem zum nächsten Steuer-‚Kunden‘ verfasste. In einem seiner Gedichte beschreibt Rober Burns die Unbeliebtheit der Excisemen, welche so weit ging, ‚das sie doch der Teufel holen sollte‘. Dies wird eindrücklich durch ein Bild von Thomas Stothard illustriert.

Bei der Eröffnungsfeier wurde weiterhin ein vom Arithmeum erstellter Film über den Rechenschieber und seine Bedienung vorgestellt. In diesem unterhaltsamen Film werden auch die vielen Einsatzbereiche der Rechenschieber gezeigt, sei es bei der historischen Alkoholsteuer-Taxierung, beim Militär, in vielen Ingenieurswissenschaften, in der Luftfahrt, und auch im freien Fall in der Raumfahrt. [Aktualisierung am 29. März 2023] Dieser Film ist nun online verfügbar.

Die Objekte der neuen Sonderausstellung befindet sich im Untergeschoss in mehreren neuen Vitrinen, in der Nachbarschaft bedeutender Ausstellungsstücke des Arithmeums. Bewundern kann man dort sowohl verschiedene Meßbestecke eines Exciseman zur Bestimmung des Alkoholgehalts und zum Ausmessen von Fässern, als auch eine umfangreiche Sammlung verschiedener Rechenschieber zu diesem und benachbarten Themenbereichen.

Am Nachmittag haben die Direktorin und der als Exciceman verkleidete Chefkurator des Arithmeums  zuerst eine Fassvermessung vorgeführt. Mit den speziellen Excise-Rechenschiebern wurde dann das Volumen des Fasses bestimmt.  Bei dieser Vorführung wurde auch der, für jemanden der das metrische System gewohnt ist, nicht gerade einfache Umgang mit den imperialen Maßeinheiten für Länge und Volumen sehr deutlich. Im zweiten Schritt der Vorführung wurde dann durch eine Dichtemessung der Flüssigkeit der Alkoholgehalt und damit der Steuertarif bestimmt, ebenfalls unter Einsatz von Rechenschiebern mit den dafür vorgesehenen Skalen.  Die Messungen und Berechnungen wurde dann noch an einem kleineren Fass mit einem anderen Inhalt demonstriert. Zum Abschluss der Vorführungen wurde  dann das von Robert Burns komponierte und auch in Deutschland bekannte Lied Nehmt Abschied, Brüder gemeinsam gesungen.

Diese Sonderausstellung ist bis zum 30. September 2023 geöffnet, um dann von einer Ausstellung zu einem anderen Rechenschieber-Thema abgelöst zu werden.

Das Arithmeum hat auch allgemein die Dauerausstellung zu den Rechenschiebern durch eine zusätzliche Vitrine zur Geschichte der Rechenschieberentwicklung ergänzt.

Flyer des Arithmeums zur Ausstellung

Englischsprachiger Bericht des Bonner Generalanzeigers, insbesondere über die Vorführung am Nachmittag (Vorsicht, sehr viele Werbeeinblendungen).

„Die Viehwage in der Tasche“ und Cattle Gauges

Ein Viehzüchter muss wissen was die von ihm gezüchteten Tiere wiegen, z.B. um über die Gesundheit und die Entwicklung der Tiere Bescheid zu wissen. Im 19. Jahrhundert waren Tierwaagen für die Mehrzahl der Viehbauern und Händler einfach zu teuer. Man hat deshalb nach anderen, halbwegs genauen Möglichkeiten gesucht.

Werner Rudowski untersucht in seinem neuen Artikel alternative Methoden zur Gewichtsbestimmung der Tiere, sogenannte Cattle Gauges, und die „Die Viehwage in der Tasche“.

PDF des Artikels

 

Artikel zur Berechnung der hyperbolischen Logarithmen im 17. Jahrhundert

Stephan Weiss einen weiteren Beitrag zur Geschichte der Mathematik verfasst. Diesmal geht es um die Berechnung von hyperbolischen Logarithmen im 17. Jahrhundert.

Hyperbolische Logarithmen wurden im 17. Jahrhundert entdeckt, als man versuchte, die Fläche zwischen einer Hyperbel und einer Achse zu bestimmen. Der Artikel folgt diesem Weg und zeigt die Methoden ihrer Berechnung. Zudem werden die Gründe für das Fehlen von vollständigen und brauchbaren Tafeln hyperbolischer Logarithmen bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts erläutert.

Artikel auf der Website von Stephan Weiss

Analogrechner?

Klassische Analogrechner, so wie noch vor einigen Jahrzehnten zur Berechnung von z.B. dynamischen Systemen verwendet, sind heute so gut wie unbekannt.

Die Teilnehmer der Sonntagsexkursion des RST 30 im Oktober 2016 erinnern sich sicher noch an den eindrucksvollen Besuch im Analogrechnermuseum bei Prof. Dr. Bernd Ulmann.

Wenn man sich heute näher mit Analogcomputern beschäftigen möchte, kann man auf digitale Simulationen zurückgreifen. Oder man versucht sich mit elektronischen Bauteilen, wie Operationsverstärkern und einem Steckbrett, und baut sich die zu untersuchende Schaltung selbst auf, um sie zu vermessen.

Nichts davon ist aber ‚the real thing‘. So etwas ‚Echtes‘, also ein richtiger Analogrechner, wird nun, in einer kleinen Version, von einer von Prof. Ulmann mitbegründeten Firma angeboten.