Weitere Anmerkungen zum Nestler 20F/3 Kiel Rechenstab

Der folgende Beitrag stammt von Herrn Siegfried Lion. Vielen Dank!

 

Hier auf dieser Seite wurde bereits öfter über den Rechenschieber Nestler 20F/3 Kiel und sein Anwendungsspektrum diskutiert. Darüber, dass es sich um ein Modell handelt, das zu Ausbildungszwecken für die Marineschule in Kiel von Fa. Nestler hergestellt wurde, besteht kein Zweifel. Vorder- und Rückseite des Schiebers geben meiner Ansicht nach schon deutlich Auskunft über die militärische Anwendung des Rechengerätes.

Hier zwei Beispiele:

  1. Auf der U2 Skala (nach Nestler) befindet sich eine \(\varrho^\circ\) Markierung bei \(180^\circ/\pi=57.3^\circ\). Diese fehlt bei üblichen Rietz-Schiebern und ist nur bei Kiel-Typen vorhanden. Einerseits ist sie hilfreich bei der Umrechnung von Gradmaß in Bogenmaß bzw. umgekehrt, andererseits lässt sich bei kleinen Winkeln, wenn man das Verhältnis von Gegenkathete zu Ankathete = Tangens des Winkels auf U2 und U1 gebildet hat, unter der \(\varrho^\circ\) Markierung auf der U1 Skala z.B. der Zielwinkel für einen Beschuss von See her zur Landseite ablesen. Angenommen das Schiff lag in Kielrichtung, um geringe Angriffsfläche zur Landseite zu bieten, zu einem Peilpunkt (Kirchturm) an Land und war die Entfernung zu diesem und zum Angriffspunkt (Tanklager oder ähnlich.) bekannt, konnte der Zielwinkel schnell ermittelt werden.Beispiel: 25 km Entfernung zur Küste und 2 km Landstrecke ergibt \({\mathrm Tangens} = 0.08\) und den Winkel unter \(\varrho^\circ = 4.58^\circ\).
  2. Rückseite: Wurzelausdruck links: \(\sqrt{2 g \cdot 427} = 91.53\). Hier fehlen einige Einheiten. \(g = 9.81 m/s^2\) (Erdbeschleunigung), \(427 m = 1400 ft\). Die 427 ist ebenfalls nur auf Kiel-Schiebern vorhanden. Hier wird eine Geschwindigkeit in m/s berechnet, die ein Objekt beim Fall im luftleeren Raum aus einer Höhe von 427 m beim Auftreffen auf den Erdboden erhalten würde. Nun ist festzustellen, dass eine Bombe bei einer Sturzflugbombardierung diese „Wurzelkomponente“ (in Richtung auf den Erdboden) zusätzlich zu der Geschwindigkeitskomponente, die sie durch die Flugzeuggeschwindigkeit hat, beim Auftreffen auf das Ziel erhält, also nach 427 m. Eine Sturzflugbombardierung hatte Vorteile bei kleinen Zielen, hier bei Schiffen, U-Booten etc. aufgrund hoher Präzision. Je tiefer das Ausklinken der Bombe erfolgen konnte, umso besser war die Treffergenauigkeit. Die Grenze soll um 450 m gelegen haben, da das Flugzeug aus dem Sturz noch abgefangen werden musste. Der Standardwinkel lag bei 70°, wurde aber auch verändert. Möglicherweise wurde der Geschwindigkeitswert durch Tabellenwerke berichtigt, da der Luftwiderstand berücksichtigt werden musste. Hier gab es für den Rechenschieber vielfältige Einsatzmöglichkeiten.

Nun gibt es wieder Diskussionsstoff!

Siegfried Lion

 

Termin und Ort des IM2025 Treffens (Vorankündigung)

Widrige Umstände hatten wichtige Entscheidungen für das diesjährige internationale Treffen herausgezögert. Nun sind Entscheidungen gefallen, so daß IM2025 am 24.-26. Oktober 2025 im neuen MIT Museum in Cambridge, MA, USA stattfinden kann. Auf Grund von Großveranstaltungen im Raum Boston mußte eine Verschiebung um etwa einen Monat gegenüber dem üblichen Septembertermin vorgenommen werden.

Nach fünf jährlichen internationalen Treffen als Online-Konferenz wird es wieder ein persönliches Treffen werden. Anbei eine Vorankündigung mit weiteren Details und einem ersten Aufruf zur Einreichung von Vorträgen. Die offizielle Einladung der veranstaltenden Oughtred Society soll in Kürze folgen.

Info Folien, einschl. „Call for Papers / Presentations“.

Karl Kleine

Zwei neu aufgetauchte Scheffelt Proportionalzirkel

Das Arithmeum in Bonn hat vor kurzem seine Sammlung um zwei neu aufgetauchte Proportionalzirkel von Michael Scheffelt erweitert.

Werner Rudowski stellt diese beiden Instrumente, als auch weitere Informationen zu Proportionalzirkeln im Zusammenhang mit Scheffelt, in seiner neuesten Forschungsarbeit vor.

Anlage: Zwei neue Instrumente von Michael Scheffelt aufgetaucht

Dokumentation einer Zahlenschiebersammlung

Herr Edgar Elsen, Mitglied im IFHB, hat uns dankenswerterweise die Dokumentation seiner Zahlenschiebersammlung, welche auch eine große Anzahl von Castell-Addiatoren beinhaltet, zur Verfügung gestellt.
Zahlenschieber bieten die Möglichkeit, Plus und Minus zu berechnen, Rechenstäbe multiplizieren und dividieren durch grafische Addition und Subtraktion logarithmisch geteilter Strecken. Streng genommen sind beide Rechenschieber. Durch die Veröffentlichung von Multiplikationstabellen wie z.B. den „Multi-Divi“ von Wilken Wilkenson war die Nähe von Zahlenschiebern zu Rechenstäben stets gegeben bzw. wurden mehr oder weniger komplizierte Alternativen gesucht.

Den Link zu der Dokumentation finden sie hier.